Der erste Roman, den ich 2021 gelesen habe ist der fünfte Band der Krimireihe rund um das Sonderdezernat Q: Erwartung. An Serien mag ich, dass ich so viel Zeit mit liebgewonnenen Charakteren habe – das trifft sowohl auf TV-Unterhaltung, als auch Unterhaltungsliteratur zu. Dementsprechend habe ich mich sehr gefreut, wieder nach Kopenhagen zurückkehren zu dürfen.
Worum geht es?
Um Entwicklungsprojekte im Kongo, um Korruption, Betrug und Marco. Marco träumt von einem besseren Leben: einem Schulabschluss, einem richtigen Beruf und einer kleiner Familie. Seine Realität besteht hingegen aus Bettelei, Taschendiebstahl und Gewalt innerhalb seines Clans.
Eines Tages muss Marco vor seiner „Familie“ fliehen und landet dabei zufällig neben einer im Wald verscharrten Leiche.
Was hat mir gut gefallen?
Natürlich zunächst das, was mich überhaupt immer wieder zu den Adler-Olsen-Büchern greifen lässt: ich mag die Charaktere in ihrer Schrulligkeit und die kleinen Schritte, in denen das Team die alten Fälle oft erst herausarbeiten muss. Dazu kommt in diesem Band, dass mir die ganze Geschichte rund um Marco sehr gut gefallen hat. Durch seine Flucht gab es durch die ganze Geschichte hindurch immer Momente der Spannung.
Was hat mir nicht so gut gefallen?
„Nicht so gut gefallen“ ist in diesem Fall unpräzise ausgedrückt. Mich hat der Roman hervorragend unterhalten und das von der ersten bis zur letzten Seite. Lediglich die Konzeption der Figur „Marco“ hinterlässt bei mir ein leichtes Unbehagen.
Marco ist eine durch und durch sympathische Figur. Er ist clever, ambitioniert, voller guter Absichten aber eben in unglückliche Verhältnisse geboren aus denen er sich befreien muss. Ich kann sogar sagen, dass das die erste Teenager-Figur seit langem ist, die ich nicht nervig fand; das alleine ist schon eine Sensation für mich. Was mir jedoch bei näherer Betrachtung fehlt, sind negative Eigenschaften. Klar, er ist ein Taschendieb, ein Bettler und man hat sofort Assoziationen im Kopf, die einen in Gedanken, die Handtasche näher an den Körper pressen lassen, aber diese „negativen Aspekte“ seines Charakters sind einzig auf die Verhältnisse zurückzuführen, in denen er aufgewachsen ist – er wird dazu gezwungen, so zu handeln. Abgesehen davon verkörpert er eine Idealvorstellung und wirkt nicht so organisch, wie die anderen Figuren. Das ist schade, schmälert aber insgesamt nicht den Lesegenuss.
Was ihr sonst noch wissen müsst
Autor: Jussi Adler-Olsen
Aus dem Dänischen von Hannes Thiess
Originaltitel: Marco effekten
ISBN: 978-3-423-21620-3
Verlag: dtv Allgemeine Belletristik
Erschienen: 22.1.2016