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On Writing – Stephen King

„On Writing“ ist der erste Text von Stephen King den ich lese. Nicht etwa, weil ich King ablehne, sondern einzig, weil mir eine Mitschülerin auf einer Wanderung in der vierten Klasse sehr lebhaft von „ES“ erzählte. Ich erinnere mich nicht mehr, ob es eine Klassenfahrt war oder ein singulärer Ausflug, aber ihre Schilderung hat mich nachhaltig gegruselt. Ich habe mich also nie getraut, eins seiner Bücher zu lesen, obwohl ich mit meiner großen Vorliebe für Krimis und Thriller viele gruselige und brutale Texte gelesen habe.

Warum lese ich einen Schreibratgeber von jemanden, dessen Bücher ich nicht kenne?

Selbst wenn man King noch nicht gelesen hat, kennt man mindestens eine seiner Geschichten aufgrund der zahlreichen Verfilmungen. „Die Verurteilten“, „The Green Mile“, „Needful Things“ oder „Under The Dome“ haben mich in der Vergangenheit gut unterhalten und mir einen Eindruck von Kings erzählerischem Vermögen gegeben. Zudem wird dieses Buch immer genannt, wenn es um Empfehlungen im Bereich kreatives Schreiben geht – irgendwann muss man sich selbst ein Bild machen.

Worum geht’s in On Writing?

Im Grunde ist es eine Autobiographie und es geht nicht nur um das Schreiben als Tätigkeit, sondern auch um alles was darum passiert. Um Zweifel, um Erfolge, darum sich die richtige Umgebung zu schaffen, um kreativ zu arbeiten.

Die Aufzeichnungen beginnen in Kings Kindheit und enden nach seinem Unfall 1999. Es ist beruhigend zu sehen, dass auch jemand, der so erfolgreich ist und einen so hohen Output wie Stephen King ihn hat, auch einmal ganz klein angefangen hat. Es ist eben immer Arbeit und nicht der Geniestreich, den man so oft vermutet.

Solltet ihr On Writing lesen?

Na, wenn ihr selber schreibt: unbedingt. Es ist unterhaltsam geschrieben, die Szenen sind plastisch, man wird in der Zeit zurück versetzt und erlebt die Höhen und Tiefen dieser Schreibkarriere mit. Viele der Themen und Empfehlungen kannte ich schon, da sich die Autoren-Blase natürlich auch ständig gegenseitig befruchtet, aber das hat dem Lesegenuss keinen Abbruch getan. Es ist ein unterhaltsames Buch mit vielen guten Tipps. Sollen wir Wetten abschließen, wann ich das erste Mal einen Text abschließe?

Was ihr sonst noch wissen müsst.

Autor: Stephen King
Originaltitel: On Writing – A memoir of the craft
ISBN: 978-1-439-15681-0
Verlag: Scribner
Erschienen: 06.07.2010

NaNoWriMo 2020 – Fazit

Nun ist der NaNoWriMo 2020 offiziell vorbei. Auch wenn ich hier im Blog erst sehr euphorisch klang, habe ich es nicht geschafft und das ist vollkommen okay. In erster Linie, weil ich während dieser Tage sehr viel über mich und meinen Schreibprozess gelernt habe.

Was hat nicht funktioniert und warum?

Die ersten Tage bin ich ziemlich gut voran gekommen – ich lag zwar unterhalb des notwendigen Wordcounts, aber das war mir egal, weil ich sehr schnell tippe und damit rechnete meinen Rückstand an den Wochenenden wieder aufzuholen. An mehr als einem Tag bin ich sogar in einen richtigen Flow gekommen und die Worte sprudelten so aus mir heraus. Leider habe ich jedoch gar keinen Zugang zu meiner Geschichte und meinen Figuren bekommen. Während des Schreibens merkte ich, dass ich keine dieser Figuren kennenlernen wollte und auf einer Party vermutlich sogar genervt das Weite suchen würde, würden mir diese Menschen begegnen. Auch die Geschichte wollte sich mir nicht wirklich erschließen, obwohl ich von meiner Grundidee überzeugt bin.

Interessanterweise ist mir das bei der „Ein Satz pro Tag“-Challenge schon einmal aufgefallen: wenn ich nicht weiß, wohin die Reise gehen soll, aber gleichzeitig weiter schreiben muss, um einen bestimmten Output zu erreichen, fange ich an zu schwafeln und entwickele eine Antipathie gegenüber meinen Figuren. Das führt dann letztlich dazu, dass ich irgendwann aufgebe, weil ich das Geschriebene selbst nicht mehr lesen mag.

War das mein letzter NaNoWriMo?

Nein! Absolut nicht. Ich finde das Konzept nach wie vor gut und denke auch, dass ich das Ziel erreichen kann, ich darf mir nur während des Schreibprozesses nicht so viel Freiraum lassen. Sprich: Am 31.10.2021 habe ich einen durchgeplanten Plot in meiner virtuellen Schublade, den ich dann im November umsetze, so kann ich mich ganz auf den Wordcount konzentrieren, ohne dass die Story darunter leidet.

NaNoWriMo 2020

Heute gibt es Mal einen eher ungewöhnlichen Beitrag von mir: es ist wieder NaNoWriMo und ich bin dieses Jahr dabei. Eine Premiere für mich! Einige von euch werden jetzt wissend mit dem Kopf nicken, andere rätseln, was es mit diesem Akronym auf sich hat.

Was ist der NaNoWriMo?

NaNoWriMo steht für National Novel Writing Month. Dieses inzwischen internationale Event findet jedes Jahr im November statt. Die Grundidee ist es, innerhalb von 30 Tagen einen Roman mit 50.000 Worten aufs Papier zu bringen.

50.000 Wörter : 30 Tage = 1.666,66 Wörter pro Tag

Um diese Anzahl zu erreichen, muss man jeden Tag 4-5 DIN A4-Seiten beschreiben; klingt erstmal gar nicht so viel, besonders wenn man bedenkt, wie ich während des Studiums meine Hausarbeiten angegangen bin. Tatsächlich stellt man aber sehr schnell fest, dass es eine Herausforderung ist, besonders wenn man nebenbei noch so Kleinigkeiten wie einen Vollzeitjob zu erledigen hat.

Warum macht man beim NaNoWriMo mit?

Ich persönlich mache mit, weil ich Challanges sehr schätze und „schon immer Mal mitmachen“ wollte und natürlich auch, weil ich dieses diffuse „man müsste Mal einen Roman schreiben“ endlich in die Tat umsetzen möchte.

Als Kind habe ich mir beim Malen Geschichten ausgedacht, später hatte ich eine Serie von Tagträumen (was man halt so macht, wenn man durch die Felder zur Schule radelt) und in meiner Teenager-Zeit auch einmal eine Hochphase der handschriftlichen Erzählungen. Diese pubertären Auswüchse meiner literarischen Bemühungen sind damals überwiegend handschriftlich entstanden und zu einem späteren Zeitpunkt in einem Anflug von Paranoia vernichtet worden. Ich kann euch sagen: Schulhefte mit der Schere zu zerschneiden und die Schnipsel dann in einem Radius von über 12 Kilometern in verschiedenen öffentlichen Mülleimern zu entsorgen, ist ziemlich anstrengend und beruhigend zugleich. Später habe ich weniger „zum Vergnügen“ geschrieben, aber immer häufiger gedacht: das hätte man besser erzählen können – kurzum: es lässt mich nicht los.

Warum mache ich wirklich beim NaNoWriMo mit?

Damit erkläre ich zwar, warum ich überhaupt schreibe, aber noch lange nicht, warum ich ausgerechnet bei diesem Event mitmache:

  1. Gruppenmotiviation und feste Vorgaben funktionieren für mich. Mich alleine zum Laufen motivieren? Das klappt mal ein paar Wochen oder Monate, aber langfristig bleibe ich am Ball, wenn ich in der Gruppe trainiere.
  2. Ich denke zu viel. Die schiere Anzahl der erforderlichen Worte zwingt mich dazu, einfach zu schreiben. Man kann es sich beim NaNoWriMo schlicht nicht leisten, an jedem Satz zu feilen und das muss man im ersten Entwurf auch gar nicht. Jodi Picoult hat da absolut Recht.
  3. Neben dem Challenge-Aspekt ist auch der feste Termin für mich motivierend. Es gibt nur diese dreißig Tage im Jahr, an denen man dabei sein kann, d.h. ich kann dem Projekt jetzt problemlos die notwendige Priorität einräumen. Wer mehr darüber erfahren möchte, mit welchen Ausreden wir uns selbst davon abhalten kreativ tätig zu werden, dem sei unbedingt „The War of Art“ von Steven Pressfield ans Herz gelegt – dazu wird hier auch noch eine Rezension folgen.

„You cannot edit a blank page.“

Jodi Picoult

Was erwarte ich vom NaNoWriMo?

Wie bereits angedeutet, schaffe ich es oft nicht, meinen kreativen Interessen genügend Zeit zu widmen. Will ich mich systematisch mit Fotografie beschäftigen? Wieder mehr zeichnen? Wieder mehr schreiben? Über mein Habit Tracking experimentiere ich immer Mal wieder mit der ein oder anderen Sache. Im Oktober habe ich z.B. jeden Tag bewusst ein Bild mit meiner kleinen Kamera gemacht und auf Instagram hochgeladen. Fürs Schreiben hatte ich im Sommer ebenfalls einen solchen Fokusmonat; das Ziel war in diesem Fall bewusst niedrigschwellig gewählt: Jeden Tag einen Satz an einem Projekt schreiben. Das hat die vier Wochen lang hervorragend funktioniert, war aber leider nicht besonders nachhaltig. Ich erhoffe mir, dass ich nach 30 Tagen intensivem Schreibens eine Gewohnheit etablieren kann und künftig häufiger Mal an diesen Projekten arbeite.

Wer mehr über die Geschichte und die Organisation hinter dem NaNoWriMo erfahren möchte, sollte sich hier einmal einlesen.