Premiere! Normalerweise sind die „5 Gründe“-Beiträge voller Begeisterung, heute ändert sich das!
Dexter war die Serie, die mich für Synchronfassungen endgültig verdorben hat und ich habe damals jeder neuen Folge/Staffel entgegen gefiebert. Als dir Fortsetzung angekündigt wurde, habe ich mich entsprechend darauf gefreut. Leider stellte sich dann schnell heraus, dass ich die Folgen nicht schaute, weil ich gespannt war, wie es weiter ging, sondern weil ich mit jeder Episode hoffte, dass die Autoren es noch irgendwie retten.
Da das nicht passiert ist, folgen hier fünf Gründe, warum ihr New Blood nicht schauen solltet…
1. Out of Character
Ausgehend vom Dexter-Finale war es plausibel, dass New Blood nicht in Miami spielen würde und auch, dass die Charaktere aus der Originalserie keine große Rolle spielen konnten. Umso mehr würde ich erwarten, dass Dexter als Hauptcharakter sinnvoll weiterentwickelt wird, ohne sich zu sehr vom Ursprung zu entfernen.
Das ist in New Blood nicht gelungen. Dexter verhält sich überwiegend „out of character“. Natürlich sind 10 Jahre vergangen und natürlich ist Dexter nicht mehr in Übung, aber jemand, der über Jahrzehnte sorgfältig plant und wenig dem Zufall überlässt, verhält sich nicht plötzlich so dilettantisch. Man merkt immer wieder, dass bestimmte Dinge nur passieren, weil der Plot an einen bestimmten Punkt kommen soll – als Zuschauer erwarte ich, dass die Autoren das zumindest notdürftig verschleiern und sich nicht darauf verlassen, dass ich es als Zuschauer einfach nicht hinterfrage.
2. Die Charaktere
Die Charaktere waren eine Stärke der Originalserie. Sie hatten alle ihre unsympathischen Seiten, aber sie waren alle rund und wuchsen dem Zuschauer ans Herz. Bei New Blood sind die Charaktere eine der großen Schwächen.
- Asoziales Rich Kid
- Klima-Protest-Teenager
- Fieser Öl-Tycoon
- Außenseiter mit Amoklauf-Fantasien?
- Arrogante Sportler
- Cop mit persönlichem „Fall“
Klingt das wie ein Auszug aus dem Lexikon der Klischeefiguren? In New Blood tauchen sie alle auf und sie sind alle nicht mehr als das. Die Liste der eindimensionalen Figuren ist lang und hält wirklich keinerlei Überraschung bereit. Das funktioniert nicht, wenn ich versuche ernsthafte Drama-Serie zu entscheiden. Wenn ich das nicht machen möchte, sollte ich mich nicht an einer Vorlage orientieren, die dem Zuschauer genau das verspricht.
Besonders bizarr wirkt dieses Vorgehen übrigens, wenn man versucht möglichst diverse Figuren zu schreiben und plötzlich lauter Figuren hat, deren einzige Eigenschaft ihre Zugehörigkeit zu einer Minderheit ist. Es muss doch innerhalb einer Staffel möglich sein, jedem Charakter mehr als eine Dimension zu geben?!
3. Die Musik
Mit Popmusik hinterlegte Szenen? Sind wir hier im CW-Teenie-Drama? Es gibt Serien, bei denen funktioniert das und es gibt Serien, bei denen passt es nicht. Hier wirkt es einmal mehr, als hätte man etwas ganz anders produzieren wollen, als ein Sequel zu Dexter. Warum also entscheide ich mich dafür? Das ist ja, als würde man das Floppen der Serie direkt mit einplanen.
4. Harrison
Was für ein ätzender Charakter! Niemand erwartet, dass er ein „unbeschadeter“ Teenager ist, aber warum verhält er sich so, wie er sich verhält? Der Kontrast zwischen dem gutgläubigen, ständig bei diversen Frauen geparkten Kleinkind und dem zickigen Teenager ist denkbar krass und natürlich ist nachvollziehbar, dass er zunächst nicht gut auf Dexter zu sprechen ist, aber warum kommt er überhaupt in die Stadt? Es gibt keinerlei nachvollziehbare Erklärung dafür, warum er erst Kontakt sucht und dann doch nur rotzehochziehend am Esstisch sitzt…
5. Jump Scares
Warum? So ein billiger Effekt und wahnsinnig unpassend. In welchem Meeting kommt man auf die Idee, dass das eine tolle Idee ist?
Habt ihr die Serie gesehen? Was haltet ihr davon? Vielleicht gibt es ja Dexter-Fans, die New Blood irgendwie erreichen konnte…