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Immer schön die Ballons halten – Tobi Katze

Immer schön die Ballons halten

Mein zweites Buch von Tobi Katze und dabei habe ich es leider immer noch nicht geschafft, auf eine Lesung zu gehen.
Ich habe euch hier bereits ein anderes Buch von ihm vorgestellt. In „Immer schön die Ballons halten“ geht es aber um ein ganz anderes Thema:

Erwachsenwerden bzw. was heißt Erwachsensein

Man stürzt kopfüber in Henriette Lieblings Leben als Angestellte bei der Strateria Versicherung.

Was habe ich da nur für ein Buch gekauft? Das Leben einer Versicherungsangestellten – will ich darüber echt etwas lesen?
Oja, das will ich und ich mache es euch auch noch schmackhaft ; )

Henriette ist Mitte dreißig und lebt mit ihrem Freund Mattes und Hund Tüte in einer kleinen Wohnung in Bochum. Sie haben es sich in ihrem Alltagsleben gemütlich gemacht. Henriette ist mit ihrem Leben aber nicht zufrieden. Die Versicherungskarriere hat sie notgedrungen begonnen, da es mit ihrem Traum als Schriftstellerin erfolgreich zu sein nach dem ersten Buch vorbei war. Nach dem Schlussmachgespräch mit ihrem Lektor ist der Weg zum Arbeitsamt unumgänglich. Aus der kreativen, nicht um ein Wort verlegenen Henni wird die duckmäuserische Frau Liebling, die sich auf der Arbeit anpasst, um den dummen Sprüchen ihres Chefs aus dem Weg zu gehen.

An einem Abend geraten Mattes und Henriette aneinander. Mattes erkennt seine Henni nicht wieder und beide fragen sich, wie es soweit kommen konnte.

Henriette stellt ihr Leben auf den Kopf und versucht wieder zu der Henriette zurück zu finden, die sie beim vermeintlichen Erwachsenwerden verloren hat.

Wieso müsst ihr die Geschichte mögen?

Es ist eine kurzweilige Geschichte, die einen das eigene Leben, Erwachsensein und -werden überdenken lässt. Mach ich das jetzt, weil ich mich bewusst dafür entschieden habe oder macht man das in meinem Alter bzw. meiner Situation einfach so? Sicher sind wir nicht alle spießige Versicherungsangestellte, aber beim Versuch, nicht mehr als Kind wahrgenommen zu werden, darf man sich nicht selbst verlieren.

Sprachlich finde ich das Buch auch sehr gelungen.

Ich betrachte die Welt durch mein letztes Glas Wein für heute, alles so wunderwarm rot verdunkelt, nicht mehr weiß-hell und funkelnd, als hätte wer Rotwein über mein ganzes Leben verschüttet und ich hoffte, die Flecken würden nicht mehr rausgehen. Aber wie das wieder aussieht.

 

Was ihr sonst noch wissen müsst

Rowohlt Verlag
1. Auflage Oktober 2017
217 Seiten
ISBN 978 3 499 63289 1

Morgen ist leider auch noch ein Tag von Tobi Katze

„Ach, das ist aber ein trauriger Titel! Es ist doch schön, dass morgen auch noch ein Tag ist!“, so mein Buchhändler als ich das Buch bestelle. „Für manche Menschen aber nicht…“ , den Satz verkneif ich mir aber. Wieso eigentlich? Depression ist, glaube ich, genauso normal wie Herpes oder eingewachsene Zehennägel. Es spricht nur keiner drüber.

 

Über den aus dem „Pott“ stammenden Autor Tobi Katze hatte ich Anfang letzten Jahres in einem Magazin der Deutschen Bahn gelesen. Er hat ein Interview zum Thema Depression gegeben und wie er damit umgeht. Dass er ein Buch herausbringt, hatte ich mir gemerkt, aber dass dieses erst in Planung ist und später, im November letzten Jahres, erscheinen sollte, nicht. Ein Zufall, dass ich im Januar nochmal auf die Idee kam zu googlen und prompt fündig wurde.

Ein tolles, berührendes Buch, das einen in der ersten Hälfte echt fertig macht. Es ist keineswegs autobiografisch, aber angelehnt an Tobis Erfahrungen mit seiner Depression. Man möchte zwischendurch einfach nur schreien: „Rede doch endlich, es könnte dir so viel weiterhelfen!“. Es ist lustig und traurig zugleich, wenn Tobi in seiner versifften Wohnung mit seiner Wäsche redet, weil er nicht rausgehen will. Auf der Bühne steht er im Rampenlicht  und keiner weiß: Dem Mensch geht es gerade richtig scheiße!
Durch ein einschneidendes Erlebnis in seinem Freundeskreis begibt sich Tobi in Therapie und versucht seine Krankheit zu akzeptieren und mit ihr umzugehen.

Ich finde es höchst empfehlenswert zu lesen. Depression gehört eben zum Leben vieler Menschen dazu – dass und wie man mit ihr leben kann, beweist Herr Katze sehr gut.

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