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Zugreisen mit Kind

Wieso Zugreisen?

Es gibt viele Gründe, eine Zugreise zu machen.

An erster Stelle steht für mich der Nachhaltigkeitsgedanke. Ich beschäftige mich mit dem Thema, meinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Dabei ist der Verzicht auf Flugreisen naheliegend. Ich bin mir bewusst, dass dies nur ein Teil des Ganzen ist, ich arbeite an vielen Punkten in meinem Leben daran. Dazu gehören unverpacktes Einkaufen, Reduktion/Verzicht auf tierische Produkte, regionales Einkaufen, Wiederverwertung, Ausleihen etc. Wer sich für meine Erfahrung mit dem Thema „Plastikfrei“ interessiert, wird auf unserem Blog zu verschiedenen Themen fündig: Buchempfehlungen, Menstruationsunterwäsche, etc.

Aber zurück zum Zugreisen.

Zugreisen sind…

… nachhaltig.
… entspannt.
… erlebnisreich.

Die wichtigsten Tipps

Damit ihr genauso wie ich überzeugt werdet vom Reisen mit dem Zug, habe ich hier für euch ein paar Tipps zusammengestellt:

Reiseziel

Das Reiseziel sollte nicht zu weit oder kompliziert zu erreichen sein. Das heißt für mich, zehn Stunden Fahrtzeit sind lang und mehr als drei Umstiege werden unentspannt. Dadurch kommen ein paar klassische Flugreiseziele nicht in Frage. Klar, die Reichweite mit dem Zug ist kürzer. Ich bin aber der Meinung, dass es noch genügend interessante Orte zu entdecken gibt, die in diesem Rahmen möglich sind. Auf der Übersicht des Streckennetzes in Deutschland lässt sich schon das ein oder andere Ziel ausmachen, das vom nahe gelegenen Fernbahnhof als Direktverbindung zur erreichen ist.

Bei Berücksichtigung von Nachtzügen erweitert sich die Reichweite und natürlich auch der Abenteuerfaktor.

Wir haben uns bei unserer ersten langen Zugreise mit Kind für das Ziel Hiddensee und Binz auf Rügen entschieden. Hiddensee haben wir ab Stralsund mit der Fähre erreicht. Im Anschluss haben wir eine gute Woche in Binz auf Rügen verbracht – per Direktverbindung ab Düsseldorf mit dem ICE gut erreichbar.

Hiddensee
Südstrand, Binz

Bahncard

Eine BahnCard25 lohnt sich für die meisten Reisen. Am besten zum Ende der Laufzeit kündigen und bei nächster Reiseplanung neu beantragen. Meist ist es ja so, dass man nicht genau zum Auslaufdatum wieder verreist. Mit der Partner-BahnCard reist die zweite Person auch günstiger mit.

Kinder unter sechs Jahren reisen sogar kostenfrei.

Verbindung

Ich wähle bei Zugreisen generell Verbindungen mit großzügigen Umsteigezeiten. Ich finde, die Reise soll trotz Urlaubsgepäck angenehm sein. Ich bin davon überzeugt, dass man von einer Stunde mehr Reisezeit mehr hat, als wenn man 45 Minuten früher aber gestresst am Urlaubsort ankommt.

Bei der Buchung der Tickets solltet ihr beachten, wie weit die Gehstrecken sind und wo sich eure Sitzplätze befinden. Mit Buggy, Rucksack und Kind im Schlepptau läuft es sich einfacher über den Bahnsteig als durch einen Zuggang. Wer richtig steht, hat weniger Reisestress.

Das Tolle an einer Zugreise ist, dass sich bei guter Planung alle direkt zurück lehnen können. Keine Staus, kein Autobahnstress, kein Warten in Flughafenhallen – einfach unterwegs sein und die Welt durchs Fenster beobachten.

Packen

Seid mal ehrlich: Wie viel von dem, was ihr in euren Koffer packt und zum Flughafen rollt, benötigt ihr wirklich im Urlaub? Nur um die Auswahl zu haben noch ein Paar Schuhe oder weil man sich nicht entscheiden kann, doch zwei Kleider, Föhn, etc.

Ich finde, dass es sich einfacher mit leichterem Gepäck reist. Dies trifft vor allem zu, wenn man womöglich Strecken zum Bahnhof zu Fuß zurücklegen muss oder mehre Umstiege zu bewältigen hat. Weniger einpacken, schleppen, auspacken und waschen wenn man wieder zu hause ist.

Ich habe eine Liste mit allen Dingen, die wir benötigen. Diese kann beliebig angepasst werden, ob es auf Bergtour geht oder ein Strandurlaub ansteht. Bei Reisen mit Kind kann die Liste auch flexibel angepasst werden. Ist der Babybrei als Verpflegung nicht mehr notwendig, wird zukünftig aber der Wasserball gebraucht.

Ich habe für unsere zweiwöchige Reise nach Rügen und Hiddensee bewusst Waschtage eingeplant und so Gepäck eingespart. Waschen ist praktisch, kommt aber auch nur in einer Ferienwohnung in Frage.

Was die Spielsachen betrifft, habe ich überlegt welches Spielzeug sich vielfältig einsetzen lässt und platzsparend ist. Stapelbecher sind auch als Wasser- und Sandspielzeug nutzbar, die Duplosteine lassen sich gut verstauen.

Macht euch beim Packen bewusst, was ihr während der Reise griffbereit haben müsst. So müsst ihr nicht alles auspacken und bei vollem Abteil durch eure Sachen wühlen.

Ich finde es am einfachsten mit großen Rucksäcken zu reisen. Wir haben unseren Kinderwagen dabei und dann hat jeder noch eine Hand für Kind und Kinderwagen frei.

Überlegt euch, was ihr auch am Reiseziel oder unterwegs kaufen könnt. Wir haben die erste Ladung Windeln erst bei Ankunft gekauft, genauso wie Gläschen und Feuchttücher.

Im Zug

Bei Zugreisen mit Kind bietet sich ein Kleinkind oder Familienabteil an. Kombiniert mit einer Familienreservierung für fünf Personen hat man seine zusammenhängenden Plätze sicher und kann sich beim Spielen mit Duplosteinen und leckerem Proviant gemütlich zurück lehnen. Die Reservierung lohnt sich auch, wenn man weniger Plätze benötigt. Im Zweifel bietet man den Platz Mitreisenden an, die sich aber darauf einstellen müssen, Rücksicht auf die Bedürfnisse der mitreisenden Kinder zu nehmen. Wie ich finde ein guter Kompromiss, wenn man dafür ein Plätzchen im Zug ergattern konnte.

Die Familienabteile liegen zusammen in unmittelbarer Nähe zu Ein- und Ausstieg. Buggy und Gepäck müssen so nicht weit transportiert werden und beim Aussteigen kann man in Ruhe alles zusammenpacken und die Kinder erst wenn alles fertig ist aus dem Abteil holen.

Schlafendes Kind im Zug

Neben Spielen im Abteil ist es für Kinder und auch Erwachsene toll, sich zu bewegen. Reisebremsen durch Rastplatzstopps fallen weg, die Toilette ist immer greifbar. Im Zug lernt man andere Kinder kennen und kann auf Entdeckungstour gehen.

Angekommen

Am Reiseziel angekommen muss man zur Unterkunft gelangen. Ist das Reisegepäck in der Bahn noch praktisch gewesen, stellt es sich in Bussen oder Straßenbahn als unpraktisch heraus. Entweder ihr achtet bei der Reiseplanung darauf eine Unterkunft zu wählen in der ihr nur kurze Fahrstrecken habt oder sogar laufen könnt.

Stralsund, mit Gepäck und Kinderwagen zu Fuß zur Unterkunft

Am Urlaubsort seid ihr gebunden an die öffentlichen Verkehrsmittel oder leiht euch ein Fahrrad. Mit kleinem Kind sind Autofahrten in der Regel tückisch Falls das Kind einschläft, wird die Nacht zum Tag. Insofern hat ein auto-freier Urlaub auch seine Vorteile 😉

Meine nächste Zugreise

Ist noch nicht geplant, steht aber in den Startlöchern. Warum nicht mal einen Zoo aussuchen und daraus einen Städtetrip machen? Nach Hannover, Leipzig oder über die Grenze in die Niederlande?

Ich werde euch berichten. Ihr mir jetzt sicherlich auch.

Rheinsteig – Es geht endlich bergab

P1030832Den September haben wir uns als perfekten Monat für unsere erste Langstreckenwanderung ausgesucht: auf dem Rheinsteig von Leutesdorf bis nach Bonn. Mit Rucksack auf den Schultern im RE von Köln aus gehts ab Richtung Unteres Mittelrheintal.

Die erste Nacht vorm Start der Wanderung beginnen wir entspannt im Hotel Leyscher Hof. Direkt aus der Bahn fallen wir in den Gasthof und halten, bevor wir den Urlaub mit einem Abendessen einleiten, Ausschau nach dem Geysir in der Andernach. Wie wir nachher erfahren sollten, speiht der aber nur alle paar Stunden, dafür ist er der höchste aller Kaltwassergeysire.P1030823

Am nächsten Tag, frisch gestärkt vom guten Frühstück, gehts bergauf Richtung Rheinsteig. Bergauf das wird uns ab jetzt 5 Tage lang begleiten. Wir sind angestrengt, aber der Ausblick belohnt uns: „Was da waren wir vor einer Stunde?!“. Auf einer der gemütlichen Bänke, die sich hier immer wieder am Wegesrand finden, machen wir unsere erste Rast mit selbst gepflückten Äpfeln der Streuobstwiesen. Der erste Tag vergeht trotz ungewohnter Anstrengung beschwingt und endet im Ahle Eck in Bad Hönningen. Nach den 16,5km gönnen wir uns einen Besuch in der Kristalltherme und schlafen diese Nacht wie ein Stein.

Puh, man merkt schon, was man an Höhenmetern zurück gelegt hat – achja, deswegen heißt es auP1030842ch „Steig“ ;). Auf nach Linz! Bei Sonnenschein machen wir eine kleine Geocachepause am Schloss Arenfels bevor es wieder bergauf geht. An einem alten Steinbruch vorbei gehts weiter zum nächsten Ausblick auf den Rhein. Bergab, bergauf erreichen wir nach etwas weniger als 14km den Kaiserberg. Während eine Oberstufenklasse in der Nachmittagssonne um den Sportplatz jagt, gönnen wir uns eine Verschnaufpause, bevor es bergab nach Linz geht. Bergab kann so schön sein ;)! Im Hotel Alt-Linz erklimmen wir die letzten Stufen zu unserem „Turmzimmer“ und legen erstmal die Füße hoch. Ein Hoch auf die Funktionskleidung. Linz ist ein bezauberndes Städtchen mit viel Fachwerk und kleinen Cafés. Das war die letzte Etappe im Unteren Mittelrheintal morgen gehts auf ins Siebengebirge.

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Von Linz nach Bad Honnef, Bad Honnef das ist doch das, wo immer Stau ist oder? Bei uns staut sich heute der Bergauffrust! Sau anstrengend! Wer war auf die Idee gekommen, mit Gepäck zu wandern? Nächstes Jahr wandern im Flachland, definitiv! Wir schleppen uns den Berg hoch und haben heute unser Wandertief.

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Der Ausblick von der Erpler Ley verzaubert uns, sodass wir unser Gemecker kurzer Hand einstellen. „Schau doch, wie schön das aussieht! *seufz*“. Durch den Wald geht es weiter nach Unkel und durch eine Allee immer weiter zum höchsten Punkt ,dem „Auge Gottes“. Tja, wer hier einen Ausblick erwartet hat, der hat sich getäuscht. Statt dessen erwartet uns neben der Gedenktafel zur Ermahnung von Holzdieben eine strickende Frau, die sich durch unsere Unterhaltung gestört fühlt. Dann wird die Pause eben vertagt. Wir sind beide überrascht, dass wir den Anstieg so zügig geschafft haben und freuen uns auf unsere baldige Ankunft in unserer Unterkunft in Bad Honnef.

An Tag 4 unserer Tour sind wir wieder motiviert in Richtung Drachenfels unterwegs. Ein kurzer Abstecher bei Herrn Adenauer auf dem Waldfriedhof in Rhöndorf und danach bergauf auf spektakulären, trotz gutem Wetter etwas rutschigen Serpentinen. Der kleine Ausblick unterm Drachenfels ist noch menschenleer und erst an der eigentlichen Aussichtsplattform holen uns ungewohnt viele Menschen ein. Man merkt, wie ruhig man es die letzten Tage hatte. Hier trinken wir unser bisher teuerstes alkoholfreies Weizen 5,10€! „Für zwei?“ „Nein für eins!“. Man gönnt sich ja sonst nichP1030940ts! Wir haben es uns jaP1030951 hart erarbeitet, im Gegensatz zu den anderen Touristen, die die Bahn hinauf genommen haben. Heute verlängern wir unsere Etappe, da wir uns als letztes Quartier das Steigenberger auf dem dem Petersberg gönnen. An der Drachenburg vorbei geht es auf den Geisberg. Ein toller Ausblick auf den Drachenfels eröffnet sich. Wir waren echt schnell. Es freut uns zu sehen, was wir alles schon erwandert haben. Der Weg zum Petersberg zieht sich etwas, weshalb wir (angekommen) erstmal unsere Bademäntel für den Pool- Saunabereich startklar machen. Das Hotel hat eine verdammt schöne Lage!

Letzter Wandertag! Da wir den Anstieg bereits gestern gemeistert haben gehts heute anfangs endlich bergab. Am Kloster Heisterbach frühstücken wir unseren ProviaP1030955nt, bevor wir die letzten Kilometer Richtung Bonn Oberkassel machen. Der Weg fällt sanft ab und die Zivilisation hat uns wieder. In jedem Fall werden wir in Zukunft mehr wandern! Vielleicht sogar wieder einen „Steig“, da gibt es in NRW ja noch ein bisschen zu erwandern.